E M M A   H A U C K 

Emma Hauck (geb. Nusser) wurde am 14.August 1878 in einer einfachen Ellwanger Familie geboren. 

Sie war ein lebhaftes Kind, mit Freude am Theater und am Tanzen. Bis zu ihrer Heirat arbeitete sie ohne Berufsausbildung als fleißige Gehilfin im Modewarengeschäft und der Schneiderei ihrer Mutter. 

Mit 27 Jahren heiratete sie Michael Hauck, einen Realschullehrer in Mannheim, und bekam kurz hintereinander im Alter von 28 und 29 Jahren zwei Töchter. 

Im Laufe ihrer Ehe und nach der Geburt der Kinder veränderte sich ihr Verhalten, sie wurde zunehmend instabiler, litt unter Gefühlen der Leere und zog sich aus der Gesellschaft zurück. 

Sie fühlte sich körperlich unwohl, vernachlässigte ihre Körperpflege und wurde „scheu, zurückhaltend, misstrauisch, widerspenstig u. störrisch“. 

Im Dezember 1908 wollte sie lieber allein leben, vernachlässigte ihre Familie und Haushalt. Zudem fürchtete sie sich vor Gift im Essen, dass ihre Kinder sie mit Krankheiten infizieren könnten, und auch vor ihrem Mann, von dem sie annahm, er habe ihr über einen Kuss seine Krankheiten übertragen. 

Emma Hauck wurde am 7. Februar 1909 in die psychiatrische Klinik der Universität Heidelberg eingeliefert. 

Nach einem Monat wurde sie in das Haus ihrer Mutter entlassen, doch verschlechterte sich ihr Zustand erneut, so dass sie am 15. Mai wieder aufgenommen wurde. 

Die Diagnose lautete Schizophrenie. 

Am 26. August 1909 wurde sie als unheilbar in die Pflegeanstalt Wiesloch verlegt. 

Die Briefe

Während ihres zweiten Aufenthaltes in der Heidelberger Klinik hatte Emma Hauck in den Sommermonaten des Jahres 1909 eine Reihe von Bittbriefen, von denen zwölf erhalten sind, an ihren Mann geschrieben. Aus den Krankenakten ist ersichtlich, dass sie ununterbrochen schrieb. Keiner der Briefe wurde abgeschickt, sondern in ihrer Akte abgeheftet. Die Briefe sind mit Graphitstift auf dünnem Schreibpapier geschrieben.

Einerseits verfasste Emma Hauck in lesbarer, fließender Schrift flehende und drängende Bitten, sie nach Hause zu holen. Sie äußerte den Wunsch, das Haus ihrer Mutter zu besuchen und erkundigte sich nach ihren Töchtern. Sie verdeutlichte, sich nach ihrer Familie zu sehnen und wünschte sich ein normales Leben zurück, mit Fahrten aufs Land, Theaterbesuchen, einem Stück Kuchen und einem Glas Rotwein. 

Laut Krankenakte spiegelte sich dieser Wunsch nicht in Haucks Verhalten wider, „sondern wurde von ihrer tiefen pathologischen Aversion gegen ihre Familie untergraben“, so dass sie wünschte, am liebsten allein im Wald zu leben. Sie wurde katatonisch und verweigerte jede Kommunikation in der Anstalt. 

In den weniger gut lesbaren Briefen überschrieb sie ihren bereits verfassten Text über die gesamte Briefseite mit sich immer wiederholenden Wortfolgen. Die Texte bestehen zum großen Teil aus zwanghaft niedergeschriebenen, sich überlappenden Wiederholungen kurzer Ausrufe, etwa „Herzensschatzi komm“, geschrieben 1909 zu Beginn ihrer Einweisung in Heidelberg, oder einfach nur „komm komm komm“, als ihre Situation unverändert blieb, und aus den Wiederholungen der Kosenamen „Bartli“ und „Schatzi“.

Diese Phrasen oder Wörter sind durch die Überschreibungen in unglaublich dichte und unleserliche Gebilde transformiert, die auch in Schattierung und Wertigkeit variieren. Die Worte auf dem Papier bilden dunkle, vertikale Säulen, die als expressive Abstraktion wirken. Die Briefe besitzen durch die ständigen Wiederholungen und Überschreibungen eine grafische Struktur von ästhetischer Schönheit. 

 

Emma Hauck starb am 1.April 1920 in der Pflegeanstalt Wiesloch.

 

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Emma_Hauck

English version: http://www.mirandaargyle.com/site/assets/files/1080/raw_vision-1.pdf

©STEPHANIE WIRTH  Alle Rechte vorbehalten.

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